Messe- und Ausstellungsstadt Düsseldorf

 

Nicht nur Altbier, Mode und Kö prägen das Bild Düsseldorfs in In- und Ausland, ein wesentlicher Anziehungspunkt der Landeshauptstadt ist ihre Messe. Alle Jahre wieder locken die boot, Igedo oder GDS, aber auch Messen wie Drupa, die Kunststoffmesse K oder die Euroshop viele Besucher nach Düsseldorf. Seit fast 200 Jahren prägen Messe- und Ausstellungstradition Wirtschaft, Kultur und Aussehen der Stadt.

1811 fand in der Hauptstadt des unter französischer Herrschaft stehende Herzogtums Berg die erste Gewerbeausstellung statt. Anläßlich des Besuches Napoleons in der Stadt wurde hauptsächlich auf Initiative bergischer Textilunternehmer eine Gewerbeausstellung organisiert, um dem Kaiser  die Leistungsfähigkeit der rheinisch-bergischen Industrie darzustellen. Sie hofften, den Handelsverlust den sie durch die Kontinentalsperre und den damit verbundenen Wegfall der englischen Absatzmärkte erlitten hatten, durch eine Angliederung des Herzogtums an Frankreich, und den damit verbundenen zollfreien Handel mit den französischen Gebieten, ausgleichen zu können. Diese Hoffnung wurde jedoch enttäuscht.

Inspiriert durch die Londoner Weltausstellung von 1852 entschloss man sich in Düsseldorf eine große Ausstellung zu veranstalten, in deren Mittelpunkt „Bergbauprodukte, landwirtschaftliche und schwere Geräte, Wagen“ zu sehen waren. Die „Provinzial-Gewerbe-Ausstellung für Rheinland und Westphalen“, die komplett überdacht zwischen dem Nordflügel des Schlosses und dem Münzgebäude stattfand, zog 756 Aussteller und 60.000 Besucher an.

Auf Grund nationaler Rivalitäten war Deutschland auf der Pariser Weltausstellung von 1878 nicht vertreten gewesen. Deshalb sollte 1880 in Düsseldorf eine Ausstellung stattfinden, auf der deutsche Ingenieure ihr Können zur Schau stellen konnten. So wurde am 9. Mai 1880 die „Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke in Verbindung mit einer allgemeinen Deutschen Kunst-Ausstellung zu Düsseldorf 1880“ eröffnet. Sie fand in einem Teil des Zoologischen Gartens statt, der vertraglich bis zum 1. April 1881 in seinen Ursprungszustand gesetzt werden mußte. Der Standpunkt wies auf die wirtschaftliche Verbundenheit zum bergischen Land hin. Das Hauptgebäude war 360 x 102 m groß und lag an der Düsselthaler Straße, heute Graf Recke Straße. Mittelpunkt der Parkanlagen war ein elektrisch beleuchteter Springbrunnen mit 52-56 m hoher Fontäne. Bis zum Ende der Ausstellung, auf der 2.560 Aussteller ihre Produkte zeigten, und die auch vom Kaiser besucht wurde, kamen 1 Mio. Besucher.

Die 1902 stattfindende „Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung Düsseldorf 1902“ war ursprünglich als reine deutsch-nationale Kunstausstellung geplant, doch brauchte man zur Finanzierung die Industrie, und so war die Idee zu einer Gewerbeausstellung geboren. Die Stadt stellte den Organisatoren, an deren Spitze Heinrich Lueg stand, die Golzheimer Insel zur Verfügung. Begrenzt im Norden von der Rheinbrücke, im Westen vom Rhein, und im Osten vom Golzheimer Friedhof, wurde das Gebiet trockengelegt, und terrassenförmig (3-stufig) aufgeschüttet. Sämtliche Ausstellungspavillons, bis auf die Maschinenhalle und den Kunstpalast wurden dort errichtet. Letzterer war der einzige Dauerbau, der auch nach dem Ausstellungsende stehenblieb. Die 40 ha. große Ausstellung zog 5.094.125 Besucher an.

 Bereits 1904 fand die „Internationale Kunstausstellung, Kunsthistorische Ausstellung, Große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904“ auf dem gleichen Gelände statt. Die zwar kostendeckende Ausstellung stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Begeisterung, und auch heute noch wird sie selten erwähnt.

Die „Große Ausstellung Düsseldorf 1915. Aus hundert Jahren Kunst und Kultur“, die anläßlich der 100-jährigen Zugehörigkeit des Rheinlandes stattfinden sollte, wurde wegen des 1. Weltkriegs abgesagt. Zwei Jahre Vorbereitungen und Arbeiten waren umsonst.

 

Erst 1926 sollte mit der GESOLEI wieder eine große Ausstellung die Massen nach Düsseldorf locken. Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen standen im Mittelpunkt der Ausstellung, die weniger eine Gewerbe- denn Belehrausstellung war. Anläßlich dieser Messe schuf der Architekt Wilhelm Kreis den Ehrenhof, das Planetarium (die heutige Tonhalle) und die Rheinterassen, den Kunstpalast von 1902 baute er um. Der Erfolg der Messe war gigantisch, 7,5 Mio. Besucher kamen nach Düsseldorf, die Stadt stand im Mittelpunkt des nationalen Interesses.

 

In den ersten acht Jahren der NS-Herrschaft fanden in Düsseldorf insgesamt 19 Ausstellungen statt, die entweder Propagandaausstellungen waren, oder reine Fachausstellungen. Einzig die „Große Reichsausstellung Schaffendes Volk Düsseldorf Schlageter-Stadt“ prägte sich nachhaltig ein. Sie wird zu einer Industrie- und Werkstoffschau zu deren Schirmherr Hermann Göring im November 1935 ernannt wird. Man legte die Ausstellung in den Norden der Stadt, ein bewusster Bruch mit den Ausstellungsstandorten des Kaiserreichs und der verhassten Weimarer Republik. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Ausstellung mit 78 ha. Fläche die GESOLEI bei weitem übertraf. Zwar kamen fast 7 Mio. Besucher, 0,5 Mio. weniger als zur GESOLEI, doch bei Kosten von 24 Mio. Reichsmark, von denen Stadt, Rheinbahn und Stadtwerke die Hälfte zahlten, und Einnahmen von nur 9 Mio. Reichsmark klaffte ein großes Loch in der Ausstellungskasse.

Mit der Aussiedlung der Ausstellung in den Norden, wurde dieser enger an die Stadt gebunden, neue Straßenbahnlinien wurden gebaut, ferner sorgten die Organisatoren mit dem Bau der Schlageter-Siedlung (heute Golzheimer Siedlung) und Wilhelm Gustloff-Siedlung (heute Nordparksiedlung) für eine Erschließung des Nordens. Der Nordpark, als einziger erhaltener Ausstellungspark der NS-Zeit, steht seit 1986 unter Denkmalschutz.

Nach dem Krieg gründete sich bereits am 7. Januar 1947 die Nordwestdeutsche Ausstellungsgesellschaft, die NOWEA, die im gleichen Jahr die erste „Deutsche Presseausstellung“ organisiert. Als Ausstellungsort griff man auf die Gebäude im Ehrenhof zurück, die notdürftig repariert wurden. In diesem Bereich, bis hin zur Fischerstraße, sollte sich in den nächsten 24 Jahren das Düsseldorfer Messegeschehen abspielen. Nach den provisorischen Holzhallen, mit deren Bau 1949 begonnen wurde, entstand nach und nach das Ensemble der sogenannten Alten Messe, die Maschinenhalle (1951), die Europahalle (1952), die Vierstockhalle und die Aluminiumbrücke (1953), die provisorische Halle im Rheinpark (1954), die dreigeschossige Halle F (1955), Messerestaurant und Halle D, die spätere Stadthalle, (1962)  und die Halle G, die die Halle im Rheinpark ersetzte (1965).

Doch Ende der 60-er Jahre waren die Möglichkeiten eines weiteren, notwendigen Ausbaus des Geländes erschöpft; wollte man nicht den Rheinpark zubetonieren und umliegende Wohnviertel planieren, mußte ein Standortwechsel stattfinden. Der Rat der Stadt Düsseldorf beschloß, auf einem 46 ha. großen Gelände im Norden der Stadt, in Stockum, den Messeneubau zu errichte. Die Alte Messe wurde nach Fertigstellung der Neuen Messe bis ins Jahr 2000 sukzessive abgerissen.

Das neue, 46 ha. Große Gelände garantierte auf Jahre hinaus Ausbaumöglichkeiten für die Messe. Am 5. Februar wurde der Architekt Heinz Wilke mit der Durchführung des Baus beauftragt. Die Grundsteinlegung fand am 26. August 1969 statt, am 20. August 1971 war die Neue Messe fertiggestellt.

Nach Vorstellungen der NOWEA, die jedoch nicht Bauherrin war, wurden in zwei Jahren Bauzeit 11 Messehallen mit Flächen zwischen 5.000 m2 und 12.000 m2 gebaut, die, frei miteinander kombinierbar, der NOWEA die Möglichkeit eröffnete, Messen in jeder Größe zu organisieren, und, bedingt durch zwei separate Messeeingänge, auch Messen parallel zu veranstalten. Neben den Messehallen, deren hauptsächliches Baumaterial Stahl war, entstanden noch das Messe- und das Kongreßzentrum. Seit 1972 ist die NOWEA nicht mehr Betreibergesellschaft der Messe sondern Besitzgesellschaft.

 Bis Mitte der 90-er Jahre wurde das Messegelände von 112.500 m2 auf 204.000 m2 ausgebaut, es entstanden ein zweites Messezentrum und die neue Stadthalle. Einem weiteren Ausbau mußte im Jahre 1998 das Schwimmbad Rheinstadion von 1925 weichen. Der weitere Ausbau der Messe bis 2004 ist beschlossen und durchgeplant.

Bild oben: Verwaltung der neuen Messe Düsseldorf

Bilder von oben nach unten:
1) "Pilom" von Max Kratz vor der Alten Messe
2) Der Ehrenhof, errichtet zur GE-SO-LEI
3) Maximilian-Friedrich-Weyhe-Haus, ehem.
    Verwaltungsgebäude der Ausstellung
    "Schaffendes Volk
4) "Rossebändiger", Eingangsportal der Ausstellung
    "Schaffendes Volk"