Wilhelm Marx
Wohl kaum ein Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf hat die Geschichte der Stadt so nachhaltig geprägt, wie der am 29. Dezember 1851 im Siegkreis geborene Wilhelm Marx.
Nach seiner Gymnasialzeit in Düren studierte Marx Jura und absolvierte am 5. Mai 1880 sein Assessorenexamen in Berlin. Seine erste berufliche Station war Düsseldorf, wo er zwei Jahre blieb. Nach mehreren anderen Stationen trat er im November 1888 dem Beigeordnetenkollegium der Stadt Düsseldorf bei. Hier war er zuständig für die Ressorts Polizei, Feuerwehr, Fuhrpark, Badeanstalten und das städtische Gas-, Wasser- und Elektrizitätswesen. Besonders für die letzten beiden Ressorts, die noch recht neu waren, glaubte man in dem jungen, fortschrittlich denkenden Marx den geeigneten Mann gefunden zu haben, sie schnellstmöglich voll funktionsfähig zu machen.
Als dann 1898 Oberbürgermeister Lindemann für den Sommer 1899 seinen Rücktritt erklärte, wurde Marx im Herbst desselben Jahres zu seinem Nachfolger erklärt und am 5. Juni 1899 im Amt bestätigt.
Der typische Rheinländer Marx stand allem Althergebrachtem kritisch und distanziert gegenüber, auch der Monarchie. So war er es, der die Stadt Düsseldorf auf den Weg ins moderne Zeitalter brachte. In seiner 11-jährigen Amtszeit verbesserte er durch Schaffung von mehr Schulen und Volksschulklassen das Bildungswesen der Stadt, veranlasste den Bau der neuen städtischen Krankenanstalten und die Errichtung der Akademie für praktische Medizin. Ein Kurs für sehbehinderte und gehörlose Kinder sowie das Oberlandesgericht wurde eingerichtet. Zwischen 1908 und 1909 fanden dann die großen Eingemeindungen statt, mit denen auf das linke Rheinufer ausgegriffen wurde.
Entscheidend für den Weg Düsseldorfs in das moderne Zeitalter waren jedoch seine wirtschaftlichen Bemühungen. So unterstützte er die Gründung der Rheinischen Bahngesellschaft, die durch den Bau der Rheinbrücke Oberkassel als Wohnviertel erschloß und neue Verkehrswege schuf. Auf seine Initiative hin wurde der Düsseldorfer Industrieclub gegründet. Indem er dafür sorgte, daß der kommunale Zuschlag zur staatlichen Einkommenssteuer gering blieb, machte er die Stadt attraktiv für zahlreiche Industrieverbände, das Aussehen der Stadt wurde so neu geschaffen.
Die Wertschätzung für den Oberbürgermeister war allseits groß, er war u.a. Vorsitzender des Preußischen Städtetages und Vorstandsmitglied des Deutschen Städtetages, 16 Orden wurden ihm verliehen, ab 1899 gehörte er dem preußischen Herrenhaus an und behielt diesen Posten auch nach seinem Rücktritt.
Dieser erfolgte am 22. September 1910 aus Gesundheitsgründen, Marx hatte nervöse Magen- und Darmbeschwerden. Doch auch nach seinem Rücktritt blieb er weiterhin aktiv. Er wandte sich der Wirtschaft zu, war insgesamt in 12 verschiedenen Aufsichtsräten vertreten, in einigen sogar als Vorsitzender. Den vielfältigen Aufgaben im städtischen Sektor wandte er sich jedoch nicht wieder zu.
Am 30. Juni 1924 starb der ehemalige Oberbürgermeister 73-jährig.