(RP) Der Bankier Robert Pferdmenges warnte früh vor der dynamischen Rente, vertrat die Eigenverantwortung bei der Altersvorsorge und hielt den Glauben hoch. Die Gladbacher Bank ehrt Pferdmenges mit einer Biografie.

Robert Pferdmenges hat das Verdienst, dass er mit einer Spende von 100 000 DM 1958 den Grundstock für den Bau des Stadttheaters an der Hindenburgstraße legte. Auf dem Gelände, das demnächst für ein großes Einkaufszentrum gebraucht wird, stand die Wiege des Bankiers. Sein Wesen beschreibt eine Anekdote, die der Historiker Volker Woschnik gestern im Palace St. George im Nordpark erzählte: „Pferdmenges war ein sehr sparsamer Mensch. Als er mit seiner späteren Frau Dora ein Restaurant verließ und aus dem fahrenden Taxi heraus dem Portier noch einen Schilling zuwarf, dachte diese: ,Was für ein großzügiger Mensch’. Später musste Dora erkennen, dass sie sich geirrt hatte.“

Kritik gegen Gotteslästerung

Auch wenn es ein Klischee ist, bei Pferdmenges passt die puritanische Sparsamkeit des Protestanten ins Charakterbild. Und wie wichtig ihm Glaubensdinge waren, machte der 74-Jährige nach dem Endspiel um die Fußball-WM 1954 deutlich: Pferdmenges wertete die Äußerung „Turek, du bist ein Fußballgott!“ von Herbert Zimmermann als Gotteslästerung und forderte den Radioreporter auf, sich für die Entgleisung zu entschuldigen.

An den Banker, 1880 in Gladbach geboren, erinnert eine Straße in Köln. Die Pferdmengesstraße nahe dem Rheydter Schloss, so Woschnik bei der Präsentation der Monografie über Pferdmenges, gilt jedoch dem Rheydter Zweig der Familie. Nun hat die Gladbacher Bank dieser Persönlichkeit ein Denkmal gesetzt: in Buchform innerhalb ihrer Reihe „Zeugen städtischer Vergangenheit“. „Auf dem Einband unseres ersten Bandes, der sich 1985 mit dem Textilunternehmer Franz Brandts befasste, hatten wir weitere Namen von Mönchengladbacher Persönlichkeiten genannt, die wir vorstellen wollten – da tauchte auch Robert Pferdmenges auf“, erläuterte Hans-Peter Ulepic, Vorstandssprecher der Gladbacher Bank. Nach 21 Jahren liegt der Band nun vor. Schmunzelnd zitierte Ulepic einen überlieferten Wahlspruch von Pferdmenges: „Geld hat man nicht vom Geld-Ausgeben, sondern vom Geld-Behalten.“

Bei der Auftragsvergabe ging die Bank kein Risiko ein, nachdem das Historikerduo Volker Woschnik und Jan Wucherpfennig eine viel beachtete Biograif Maria Lenßens abgeliefert hatte. Und beauftragte die Autoren, die in Düsseldorf ein Historikerbüro führen, auch mit dem 24. Band der Buchreihe.

Seit 1919 lebte die Familie in Köln, dort lernte der Gesellschafter der Bank Sal. Oppenheim Oberbürgermeister Konrad Adenauer, den späteren ersten Bundeskanzler, kennen. Die beiden wurden Freunde. Liebkind der Nazis war Pferdmenges übrigens nicht, 1944 ließen sie den Bankier verhaften. Ein Jahr später gehörte Pferdmenges zum Gründungsteam der CDU.

Es gibt Stimmen, die den Mönchengladbacher verdächtigen, Mitläufer des NSDAP-Regimes gewesen zu sein. Da es jedoch keinen politischen Nachlass des 1962 gestorbenen Mannes finden konnten, bleiben Vermutungen spekulativ.

In einem Film-Interview 1960 anlässlich seines 80. Geburtstages warnte Robert Pferdmenges vor allzu viel staatlicher Fürsorge, vor der dynamischen Rente und fasste seine Haltung mit den geradezu prophetisch anmutenden Worten zusammen: „Den Weg der Selbstvorsorge halte ich für glücklicher, auch für die Menschheit insgesamt."

Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/regional/niederrheinsued/moenchengladbach/nachrichten/382582